Das Ende des Otto-Beisheim-Saals

Ende letzter Woche wurden die beiden Plaketten, die den Festsaal der Fakultät Wirtschaftswissenschaften 17 Jahre lang als Otto-Beisheim-Saal auswiesen, offiziell, aber ohne großes Aufsehen entfernt. Otto Beisheim war langjähriges Mitglied der Waffen-SS und schweigt bis heute beharrlich zu seiner Vergangenheit.

In den vergangenen Jahren versuchten sich die Verantwortlichen der Fakultät Wirtschaftswissenschaften immer wieder aus der Affäre zu ziehen und eine groß angelegte Kampagne der "Antifaschistischen Hochschulgruppe" im Jahr 2005 führte lediglich dazu, dass auf offiziellen Einladungen zukünftig nur noch vom Festsaal der Fakultät die Rede war, obwohl die eigentliche Benennung unangetastet blieb. Dem Rektorat gegenüber wurde die Existenz der Schilder zudem mit dem Verweis, der Saal hieße nicht so, geleugnet. Auf Drängen des Sturas handelte das Rektorat nun und veranlasste die sofortige Entfernung der Schilder. Wir begrüßen ausdrücklich das schnelle Handeln seitens des Rektors, das zum Ende eines wenig rühmlichen Kapitels in der Geschichte der TU Dresden führte.

Die TU Dresden zeigte sich 1994 mit der Verleihung der Ehrendoktorwürde an Otto Beisheim und mit der Saalbenennung für die finanziellen Zuwendungen der Otto-Beisheim-Stiftung erkenntlich. Bereits zu dieser Zeit wurde öffentlich der Verdacht laut, Beisheim habe mehrere Jahre der „1. SS-Panzerdivision Leibstandarte SS Adolf Hitler“, welche an zahlreichen Kriegsverbrechen in Europa beteiligt war, angehört. 2005 wurde der Verdacht vom Bundesarchiv bestätigt. Beisheim selbst äußerte sich nie zu den Vorwürfen. Im selben Jahr zog er aber seine Stiftung zugunsten des Gymnasiums Tegernsee zurück, weil das Kollegium der Schule eine Erklärung von Beisheim, nicht an verbrecherischen Aktionen beteiligt gewesen zu sein, verlangte.

An der TU Dresden kam noch ein besonderer Umstand, der die ohnehin fragwürdigen Ehrungen Beisheims absolut untragbar machte, hinzu: Der Saal, der nach Beisheim benannt wurde, war von 1933 bis 1945 die Gefängniskapelle der Haft- und Hinrichtungsanstalt „Münchner Platz“. Durch ihn führte der letzte Weg hunderter Gefangener, bevor sie von den Nazis ermordet wurden. Dessen völlig ungeachtet wurde der Ort 50 Jahre später nach einem langjährigen Mitglied der Waffen-SS, noch dazu einem, das zu seiner Vergangenheit hartnäckig schweigt, benannt.

Diese Umstände lassen auch den verliehenen Ehrendoktortitel, der einzig auf Beisheims finanziellen Leistungen beruht, in zweifelhaftem Licht erscheinen. Eine Aberkennung des Ehrendoktors, den Beisheim außer von der TU Dresden nur von seiner eigenen privaten Hochschule erhielt, wäre deshalb mehr als angebracht. Dennoch sind die bereits erreichten Veränderungen, welche die öffentliche Wirkung Beisheims an der TU Dresden erheblich einschränken, sehr erfreulich.