Kommentar zum Vortrag "Gegen den Gleichheitswahn"

Nach dem erschreckenden "als Nichtbehinderter möchte ich von so einem nicht unterrichtet werden" jetzt ein "Dann mach doch die Bluse zu": am Donnerstag, den 3. Juli durfte auf Einladung der FDP-nahen Wilhelm-Külz-Stiftung die rechtskonservative Journalistin Birgit Kelle einen Vortrag über den angeblichen „Gleichheitswahn“ unserer Zeit im Hörsaalzentrum der TU Dresden halten. Frau Kelle ist bekannt für ihre anti-feministische und homophobe Einstellung und ein - wir sagen es mal so - antiquiertes Familienbild. Es verwundert daher kaum, dass schon im Titel des Vortrages die Schuld für Sexismus den betroffenen Frauen aufgebürdet wird.
 
Was allerdings angesichts der Werte und des Leitbildes der TU* dann doch verwundert, ist der Umgang der Universitätsleitung mit der Angelegenheit. Hier wird der Ruf der TU genutzt, um reaktionäre und tendentiell menschenverachtende Positionen mit wissenschaftlichem Anstrich zu versehen. Doch anstatt sich klar zu positionieren - der Fall Hartung hat schließlich gezeigt, dass das geht! - und die eigenen Werte auch öffentlich zu vertreten, wird abgewiegelt und verharmlost. Statt das eigene Leitbild zu verteidigen, verweist man unbestimmt auf die Meinungsfreiheit und darauf, dass der Raum ja ordnungsgemäß angefragt wurde.
Wir finden, dass dies kein adäquater Umgang ist. Wenn man sich schon Veranstaltungen ins Haus holt, "die zur Auseinandersetzung einladen" (so die Formulierung der Unileitung), dann muss man auch dazu bereit sein, diese Auseinandersetzung zu führen. So bleibt der bittere Beigeschmack, dass man sich zwar die Gleichberechtigung auf die Fahnen schreibt, den anstrengenden alltäglichen Kampf darum allerdings doch lieber anderen überlässt.
 
meint jedenfalls euer Referat Gleichstellungspolitik.
 
*Die Technische Universität Dresden ist sich der Diversität ihrer Mitglieder bewusst und versucht insbesondere den unterschiedlichen Anforderungen und Lebensstilen von Familien, Behinderten, ausländischen Lehrenden und Studierenden Rechnung zu tragen. Sie ist an den Maximen der Geschlechtergerechtigkeit ausgerichtet.