"Wir sind nicht rassistisch, aber..." - Rassismuskritische Perspektiven aus Theorie und Praxis

María do Mar Castro Varela: Rassismus und die Frage nach sozialer Gerechtigkeit

„Den Versuch zu unternehmen, dieses „Europa“ zu provinzialisieren, heißt, die Moderne als ein Feld der Auseinandersetzung zu begreifen. Es bedeutet, die bislang privilegierten Erzählungen der Staatsbürgerschaft mit Erzählungen anderer menschlicher Bindungen zu überschreiben, die sich von erträumten Vergangenheiten und Zukunftsentwürfen nähren, in denen Kollektivitäten weder durch die Rituale von Staatsbürgerschaft noch durch den Alptraum der durch die „Modernen“ geschaffenen „Traditionen“ definiert sind.“ (Dipesh Chakrabarty).

Rassismus ist ein gewalttätiges Ordnungssystem, welches unter anderem dafür sorgt, dass nicht allen Menschen die gleichen sozialen Möglichkeiten eröffnet werden. Rassismus brungt die ‚Anderen’ hervor, die sich im stetigen Kampf befinden als Menschen Anerkennung zu finden. Ausgehend von einer kurzen Darstellung aktueller europäischer Migrationspolitiken soll im Vortrag aus einer postkolonialen Perspektive heraus nachgezeichnet werden, wie das „humanistische Europa“ weiterhin Ausgrenzung und die damit einhergehende Privilegierung einiger weniger legitimiert. Der Fokus liegt dabei auf der Kontinuität rassistischer Diskurse und Praxen von der Kolonialzeit bis zum heutigen Tage. Schließlich soll die Frage erörtert werden, was unter den jetzigen Vorzeichen „Soziale Gerechtigkeit“ bedeuten kann.

Castro Varela, María do Mar, Professorin an der Alice Salomon Hochschule Berlin, Diplom-Psychologin, Diplom-Pädagogin und promovierte Politikwissenschaftlerin. Arbeitet im Feld Kritischer Migrationsforschung, Postkolonialen Theorie, Gender- und Queer Studies und Critical Education.
Aktuelle Publikation: Postkoloniale Theorie. Eine kritische Einführung, 2. komplett überarbeitete und erweiterte Auflage (gem. mit Nikita Dhawan), Bielefeld: transcript.
 

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