Wieder einmal... – Ein Kommentar zur andauernden Situation in Sachsen

Wieder einmal wird in diesen Tagen in Deutschland über den Rechtsruck und Rechtsextremismus gesprochen. Auslöser: Chemnitz. Immerhin mal nicht Dresden, yeah. Aber zu früh gefreut, es ist leider doch – wie könnte es anders sein – Sachsen. Es scheint, die drittgrößte Stadt in unserem Bundesland wird gerade zu einem Symbol für die bedenklichen und erschreckenden Entwicklungen der letzten Jahre.

 
Was das für ein Symbol ist und wofür es steht, darüber wird nun wie schon bei anderen Anlässen in der Vergangenheit unter großer öffentlicher Aufmerksamkeit diskutiert. Nicht nur über die konkreten Ereignisse in Chemnitz, die Ausmaße der tatsächlichen Ausschreitungen, die Berichterstattung in den Medien, den genauen Anteil besorgter Bürger:innen und Nazis, sondern auch über die Gesamtsituation in Sachsen und Deutschland, die immer krasser werdenden Grenzüberschreitungen von gewissen Parteien und Politiker:innen, wie es so weit kommen konnte, was das alles bedeutet, wie es weitergeht, und und und. Das ist schon okay, darüber kann und sollte vernünftig diskutiert werden.
 
Doch was überhaupt nicht okay ist und eigentlich klar sein sollte: Die Lage ist ernst und die Probleme Rechtsextremismus, Rassismus und Menschenfeindlichkeit sind in keinster Weise kleinzureden oder zu relativieren! Sie sind real. Wir erleben sie auch als Studierende schon zu lange wieder und wieder. Ausländische Kommiliton:innen und Wissenschaftler:innen werden seit Jahren immer offener angefeindet und haben mitunter Angst hier bei uns. Als Konsequenz verlassen sie womöglich sogar Dresden. Menschenverachtende Parolen bekommt man in unserer Stadt quasi wöchentlich ganz nebenbei mit. Auch Bedrohungen, Hass, Gewalt, Hitlergrüße und anderer rechter Mist sind für uns nichts Neues.
 
Wieder einmal äußeren gerade viele ihr Entsetzen über die Geschehnisse und bekennen sich zu Weltoffenheit, Toleranz und Vielfalt. Auch die TU Dresden und sogar die Landesrektorenkonferenz haben klar Stellung bezogen. Das ist gut und wichtig. Natürlich schließen wir uns dem an, wiederholen fast schon mantra-artig unser Bekenntnis. Doch das reicht nicht – hat es bisher nicht und wird es wohl auch weiter nicht, sonst wären wir ja gerade nicht da, wo wir sind.
 
Jede:r Einzelne muss auch in Zukunft weiterhin, noch viel öfter und stärker klare Kante zeigen. Und zwar nicht nur bei traurigen Anlässen, wie gerade in Chemnitz oder zum Beispiel dem 13. Februar, sondern immer und überall. Im Alltag: an der Uni, in der Straßenbahn, im Supermarkt. Es braucht starkes Engagement und Einsatz von allen – und das ist dann übrigens nicht links, hat keine Farbe; es ist schlicht menschlich und eigentlich selbstverständlich.
 
Diese Bekenntnisse, dieser Aufruf, diese Bitte sind nicht neu. Schon lange stehen sie immer mal wieder auf einem Banner vorm HSZ geschrieben , das zum Beispiel auch in unserem Titelbild zu sehen ist. Wir werden das Banner also wohl mal wieder raussuchen und aufhängen. So als Erinnerung, wieder einmal... 
 
»Nicht: Es muss etwas geschehen, sondern: ich muss etwas tun.« 
Hans Fritz Scholl (* 22. September 1918, † 22. Februar 1943)
Widerstandskämpfer der Gruppe “Weiße Rose” in der Zeit des Nationalsozialismus, der von den Nazis aufgrund seines Engagements hingerichtet wurde
 
 

Lutz Thies (Referent) und das Referat Öffentlichkeitsarbeit
für den StuRa der TU Dresden