Barrieren am Campus

Der 05.05. ist der "Europäischer Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen". Der Tag wurde 1992 ins Leben gerufen und lautstark gegen die Diskriminierung von Menschen mit Behinderung zu protestieren.
Anlässlich dieses Tages möchten wir auf Barrieren am Campus aufmerksam machen, denn nicht alle Menschen können einfach so ohne größere Probleme an der TU Dresden studieren. Dabei geht es aber nicht nur um bauliche Barrieren am Campus, sondern auch um digitale Barrierefreiheit und mehr.
 
Wie unser Campus barrierefreier werden kann:
 
Es braucht barrierefreie Hörsäle und Seminarräume. Alle Studierende müssen zu ihren Veranstaltungen kommen können und dürfen nicht an "kleinen" Stufen, schweren Türen oder fehlendem Leitsystem scheitern. Und nein eine Person im Rollstuhl kurz mal in den Raum tragen ist keine Lösung. Außerdem ist es ein deutlicher Mehraufwand, vor den Lehrveranstaltungen erst mal zu checken, ob der Raum erreichbar ist und wenn nicht, die Veranstaltung umlegen zu lassen. Aber das ist die Realität für zum Beispiel Studierende im Rollstuhl.
Über behälfsmäßige Rampen, die zu steil oder super wacklig sind, haben wir da noch gar nicht geredet.
 
Zur Barrierefreiheit gehört auch, dass es in Hörsälen Arbeitsplätze gibt, auf denen man die Vorlesung sinnvoll verfolgen und mitarbeiten kann. So gibt es zwar ein einigen Hörsälen Hörschleifen für Studies mit entsprechenden Hörgeräten, aber diese sind nicht markiert. So müssen die entsprechenden Studis immer wieder um ihre Plätze diskutieren, genau wie Menschen mit einer Sehbehinderung.
Und wer im Rollstuhl sitzt, darf auf seinem Schoß mitschreiben. Denn in keinem Hörsaal gibt es unterfahrbare, höhenverstellbare Tische. Diese gäbe es optimalerweise auch nicht nur entweder ganz hinten oder ganz vorne, sondern auch mitten im Hörsaal, damit ein Studium mit den Komiliton*innen ermöglicht wird.
 
Dazu braucht es Vorlesungsaufzeichnung bzw. andere hybride Teilnahmemöglichkeiten bei Lehrveranstaltungen. Damit können zum Beispiel Studierende mit einer chronischen Krankheit, die ihnen unregelmäßig die Teilnahme an Veranstaltungen unmöglich macht, diese von zu Hause zu Verfolgen oder später nachzuholen. Dies würde, neben weiteren Möglichkeiten, im Übrigen auch studierenden Eltern helfen, die bei der Krankheit eines Kindes auch schwer in die Uni kommen können.
 
Neben den Lehrveranstaltungen gehört auch Selbststudium oder die Arbeit in Projekten mit anderen Komiliton*innen zum Studium. Dafür braucht es geräuscharme Arbeitsplätze am Campus. Diese sind besonders für neurodivergente Studierende, die zum Beispiel Autist*innen sind, wichtig. Die so wie so viel zu wenigen Arbeitsmöglichkeiten am Campus sind meist auf Gängen oder durch schlechte akustische Gegebenheiten sehr laut.

Thema passend dazu sind die Ruheräume. Davon gibt es an der TU zwar eine kleine Anzahl. Dies ist aber bei weitem nicht ausreichend. Die meisten Ruheräume sind in den Gebäuden nicht ausgeschildert, manchmal auch als Post-, Kopier- oder Lagerraum zweckentfremdet. Und wenn der Raum dann durch Zufall doch offen und benutzbar ist, ist der alles anderes als gemütlich. Dabei ist klar, um als wirklich benötigte Rückzugszone zu wirken, braucht es deutlich mehr Ruheräume, die besser auffindbar sind und zumindest ein wenig an Aufenthaltsqualität bieten. Weitere Rückzugsmöglichkeiten außerhalb der nötigen Ruheräume, können auch dafür sorgen, dass alle, die sie brauchen diese Orte nutzen können.
 
Aber es sind nicht nur Ausstattung und bauliche Gegebenheiten, auch digital muss es Barrierefreiheit geben. Das gilt sowohl für Lehrmaterial als auch für Websites und Portale. Die Uni hat dabei schon viele Unterstützungsangebote, Anleitungen und mehr. Diese müssen nur konsequenter genutzt werden und die Unterlagen zugänglich zu machen.
 
Nachteilsausgleiche müssen einfach, schnell und wirksam ermöglicht werden. Das gilt auch für Studierende mit psychischen Erkrankungen. Lange Antragsfristen, wiederkehrende Diskussionen, warum denn ein Nachteilsausgleich notwendig ist - Das und mehr belastet die betroffenen Studierenden noch mehr und sorgt neben unnötigem Stress auch für Verzögerungen im Studium.
Alternative Prüfungsleistungen, längere Bearbeitungszeiten und Co sollten dabei so zugänglich sein, dass nicht erst 2 Jahre Diagnose-Odyssee ins Land ziehen müssen. Ziel sollte eine einfache und unbürokratsiche Unterstützung für Studierende sein und kein starres halten an Leitlinien und Uralturteile.
 
Diese Liste ist bei weitem nicht vollständig und wird durch uns immer weiter ergänzt. Aber schon allein an diesen wenigen Beispielen wird sichtbar, dass noch viel zu tun ist.