Roger Behrens: Die Politisierung der Kunst, heute (Ringvorlesung: "Eine Frage des Standpunkts")

Datum: 
Dienstag, 23. April 2013 - 16:40 - 18:10
Ort: 
Zeunerbau, Hörsaal 114
Veranstaltet von: 
Referat für politische Bildung

Dass »die Kunst« heute irgendwie und sowieso „politisch“ ist, gilt nachgerade als kulturbeflissener Gemeinplatz: Selbstverständlich wird alle Kunst, sofern sie nicht von vornherein als bloß hübsche, „geschmackvolle“ Dekoration fungiert, als gesellschaftlich relevant, „wichtig“ inszeniert; mehr noch: gerade in den letzten Jahren, wenn nicht Jahrzehnten ist „das Politische“ regelrecht zur Domäne der Kunst deklariert worden – und zwar von der Kunst selbst (und nicht zum Beispiel von gesellschaftlichen Bewegungen); mittlerweile wird diese Politisierung der Kunst auch von theoretischen Diskursen goutiert und von unterschiedlichsten, meist in der Tradition der Postmoderne oder des Poststrukturalismus stehenden philosophischen wie ästhetischen Konzeptionen unterstützt. Bemerkenswerterweise kommen allerdings in dieser Komplexion aus Kunst, Politik und Theorie (die im Übrigen im Kulturbetrieb fest verankert ist) eben jene Gehalte emanzipatorischer Gesellschaftskritik kaum vor, die Walter Benjamin einmal zur Forderung nach einer „Politisierung der Kunst“ zuspitzte.

Roger Behrens ist Autor und lebt in Hamburg.