Lesekreis: Kritik der Volksgemeinschaft heute

Datum: 
Donnerstag, 1. November 2018 - 18:30 - Donnerstag, 31. Januar 2019 - 18:30
Ort: 
WIL/C106/U
Veranstaltet von: 
Referat politische Bildung

Der Schoß ist fruchtbar noch, aus dem es kroch.”

- So schrieb es Bertolt Brecht einst im Hinblick auf die militärische Zerschlagung NS-Deutschlands und blickt man sich heute um, so scheint es nach wie vor am brodeln zu sein: Im Namen des Volkes und zunehmend mit offenem Bekenntnis zu nationalsozialistischen Gedankengut wird auf den Straßen mobilisiert; außerparlamentarische Organisationen wie die “Identitäre Bewegung” und der “Antaios Verlag” bereiten praktisch und theoretisch eine vermeintliche kulturelle Revolution von rechts vor; und auch parteipolitisch manifestiert sich die “Alternative für Deutschland”.

So heteronom sich die dabei involvierten Sympatisant_innen und Aktivist_innen selbst inszenieren, so sehr sie sich dabei von ihren eigenen Traditionslinien abgrenzen, so homogen und einig sind sie sich doch in einer Sache: ihrer Zugehörigkeit zum Volk. Was also eigentlich ist dieses Volk?

Betrachtet man die Verwendung des Wortes „Volk“ zunächst einfach, so fällt unmittelbar auf, dass das Wort „Volk“ zumeist bestimmt wird, durch das, was es nicht ist. „Wir sind das Volk“ heißt es gegen das parteipolitische „Establishment“, welches den Volkswillen vergessen habe. „Wir sind das Volk“ heißt es gegen Asylsuchende, die bloß als solche oder auch als straffällige nicht zum „deutschen Volk“ gehören. „Wir sind das Volk“ heißt es gegen die scheinbar die Realität verschleiernden Medien. – Wird vom „Volk“ gesprochen, so wird wesentlich davon gesprochen, was es nicht ist.

Damit ist zum Inhalt von „Volk“ selber zunächst noch nichts dazu gelernt, aber es eröffnet eine Perspektive: will man wissen, was das „Volk“ ist, will man wissen, wie das Wort „Volk“ Verwendung findet, so hat man auf die Zusammenhänge zu achten, in die der Begriff verstrickt ist. Beim „Volk“ sind das demnach wesentlich Fremdbestimmungen, durch welche sich die völkische Selbstbestimmung erst ergibt. Daran schließt sich dann notwendig die Frage an, warum und zu welcher Zeit das Bedürfnis der Selbstbestimmung als Volk gegen „Andere“ überhaupt aufkam, sowie die Frage nach denjenigen, die da als „Andere“ bestimmt wurden.

Diese Perspektive wollen wir uns im Lesekreis erarbeiten, d.h. die Möglichkeit der Entwicklung eines Begriffs vom Volk und den Zusammenhängen desselben.

Hierfür lesen wir gemeinsam Texte. Zuerst werden wir Auszüge aus dem Buch: “Stapelfeldt, Gerhard: Über Antisemitismus. Zur Dialektik der Gegenaufklärung, Hamburg 2018” lesen. Anhand dieses Textes wollen wir uns zunächst dem Begriff „Volk“ annähern, um dann darauf aufbauend das Aufkommen desselben in der deutschen Geschichte aufzuklären, sowie sehen, gegen wen er sich richtete. Davon ausgehend wollen wir uns dann der Gegenwart stellen. Hierfür stehen die Texte noch nicht fest, da diese gemeinsam mit euch ausgewählt werden sollen. Zur Debatte steht bisher vornehmlich das Parteiprogramm der AFD, sowie andere parteipolitische Programme.


Der Lesekreis wird immer donnerstags ab 18:30 Uhr stattfinden und der genaue Veranstaltungsort wird in Kürze hier bekannt gegeben.

Insofern Interesse besteht, schreibt uns einfach eine E-Mail an folgende Adresse und wir lassen euch dann den Text zukommen:

Lesekreis.refpob[ät]@gmx.de

Beste Grüße,
das RefpoB.


PS: Der Lesekreis richtet sich nicht zuletzt an Interessierte ohne Vorkenntnisse. Es soll (zu Beginn) gemeinsam gelesen und diskutiert werden, sodass jedem Teilnehmer und jeder Teilnehmerin der inhaltliche Zugang ermöglicht wird. 
Selbstverständlich ist auch ein Quereinstieg möglich.