Rede zur Investitur des Rektors am 28.09.2015

Grußwort der Studierenden anlässlich der Investitur des Rektors Prof. Hans Müller-Steinhagen am 28.09.2015

 

Sehr geehrte Festversammlung,
vor allem aber

sehr geehrter Herr Prof. Müller-Steinhagen.

 

ich freue mich sehr, Ihnen im Namen der Studierendenschaft der TU Dresden die besten Glückwünsche für Ihre Zweite Amtszeit überbringen zu dürfen.

 

Sehr geehrte Damen und Herren!

Schnell und kurz verlief die Wahl des neuen Rektors, denn viele Alternativen gab es nicht. Die Kriterien an die Kandidaten waren klar: Standfest, besonnen und lösungsorientiert sollte er sein, Kenntnis haben vom inneren Aufbau und den Organisationsabläufen an der TU Dresden, dem aktuellen Strukturwandel und den vor uns liegenden Herausforderungen, Erfahrung in Führungspositionen besitzen. Da war der passendere der Kandidaten schnell gefunden, jemand mit Heimvorteil.

 

Sehr geehrter Hr. Müller-Steinhagen,

Ihnen ist mit Ihrer Wiederwahl am 13.05.2015 erneut ein Juwel anvertraut worden: ein Anziehungspunkt für junge Menschen aus aller Welt, die hier ihr Studium und ihre wissenschaftliche Karriere beginnen möchten, ein sächsisches Zentrum der Forschung und Wissenschaft mit Strahlkraft weit über die sächsischen, ja die deutschen Grenzen hinaus. Eine Technische Universität und doch auch eine universitas litterarum mit einem breiten Fächerspektrum. Das ist es, was die TU Dresden so einzigartig macht!

In den letzten fünf Jahren hat sich diese Universität unter Ihrer Leitung entscheidend weiterentwickelt. Allem voran ist hier die Entwicklung des Zukunftskonzeptes „Die Synergetische Universität“ mit dem die TU Dresden als eine von 11 Elite-Universitäten Bestandteil des Förderprogramms der „Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder zur Förderung von Wissenschaft und Forschung an deutschen Hochschulen“ wurde, zu nennen. Die Etablierung einer Graduiertenakademie, die Berufung von neun Open Topic Tenure Track-Professuren, die beginnende Umstrukturierung von Fakultäten in Bereiche sind nur einige, sichtbare Maßnahmen dieses Zukunftskonzeptes. Exzellenz in der Forschung und Ausstattung von Laborräumen, aber auch Exzellenz in der Lehre? Dafür sind die Gelder nicht vorgesehen. Kurzerhand haben Sie daher finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt: mit 250.000€ konnten im Rahmen des „Quix“-Projektes kleinere und größere Anschaffungen zur Verbesserung der Studienbedingen erfolgen, z.B. eine neue Schneidemaschine für die Kunstpädagogik, anatomische Modelle für die Medizin, ein 3D-Drucker für die Informatik und nach Jahren können angehende Musikwissenschaftler den Klavieren wieder saubere, wohlklingende Töne entlocken. Es sind keine großen Maßnahmen, aber sie zeigen, dass es oft auch an elementaren Dingen mangelt. „Quix“ war da ein Anfang, aber auch nur ein Tropfen auf den heißen Stein.

Mit der erfolgreichen Systemakkreditierung ist es der TU Dresden nun möglich, die eigenen Studiengänge selbst zu akkreditieren. Allerdings ist es mit der reinen Studierbarkeit von Studiengängen nicht getan. Die Qualität in Studium und Lehre allein anhand von Absolventenzahlen und Abbrecherquoten zu beurteilen, ist wie von der Storchenzahl auf die Geburtenrate zu schließen.

Qualitativ hochwertige Lehre findet vor allem direkt in den Hörsälen und Seminarräumen statt, reicht bis in die Studenten-Dozenten-Beziehung hinein. Wie aber erklärt man einem Spitzenforscher, der zu den besten Wissenschaftlern seines Faches zählt, dass seine Powerpointfolien überladen sind, sein Skript unverständlich ist und seine Vortragsweise bereits eine abgeschlossenes Hochschulstudium voraussetzt? Wissbegierige Studierende brauchen lehrbegeisterte Dozenten – und die eine entsprechend gute didaktische Ausbildung. Hier gibt es Nachholbedarf. Eine valide Lehrveranstaltungsevaluation allein reicht nicht aus, es müssen daraus auch Konsequenzen und Maßnahmen zur direkten Verbesserung der Lehre abgeleitet werden können, aber auch zur Wertschätzung, denn gute universitäre Lehre ist keine selbstverständliche Leistung des Einzelnen. Das Bemühen darum sollte zum Standard in der Lehre werden.

Wir als Studierende wünschen uns von Ihnen eine stärkere Fokussierung auf eine qualitativ hochwertige Lehre, eine noch stärkere Verbindung dieser mit der Forschung. Die TU Dresden soll nicht nur für exzellente Forschung stehen, sondern auch für herausragende Bildungsleistungen. Nur dann kann sie sich langfristig unter den Top-Universitäten der Welt behaupten.

 

Sehr geehrter Hr. Prof Müller-Steinhagen,

die sich abzeichnenden Herausforderungen in Ihrer zweiten Amtszeit sind vielfältig: Es gilt, den errungenen Exzellenzstatus zu erhalten, die Maßnahmen aus dem Zukunftskonzept weiter auszubauen, die Universität behutsam umzustrukturieren. Sachsen ist ein Land der Innovation, aber nicht gerade bekannt dafür, viel in die Bildung zu investieren. Die Grundfinanzierung der Universität ist noch immer unzureichend und so arbeitet sie vielerorts auf Verschleiß. Das macht es nicht gerade leichter.

Auch kommt der Universität als öffentliche Bildungseinrichtung eine soziale und gesellschaftliche Verantwortung zu, gerade in, aber nicht nur wegen der aktuellen Flüchtlingskrise und der Debatte um PEGIDA. Nun gilt es zu zeigen, dass Weltoffenheit und Willkommenskultur an der TU Dresden nicht nur leere Worte und reine Lippenbekenntnisse sind, sondern gelebte Selbstverständlichkeit. Hier gehen Sie mit Beispiel voran. Bildung ist nicht nur Ausbildung, nicht nur das Erlernen des akademischen Handwerkszeugs, das Anhäufen von Wissen, sondern auch die Reifung und Befähigung zur Übernahme von gesellschaftlicher Verantwortung. Eine Universität muss daher auch zu sozialem, kulturellen und politischen Engagement anregen.

 

Sehr geehrter Hr. Prof Müller-Steinhagen,

Es ist nicht nur das Gewicht des reinen Metalls der Amtskette, das auf Ihren Schultern ruhen wird, sondern es sind auch die Verantwortung für die Entwicklung der TU Dresden und die daran geknüpften Erwartungen und Hoffnungen von knapp 36.000 Studierenden und 8.000 Mitarbeitern. Diese Last aufrecht zu tragen – das wünschen wir Ihnen von ganzem Herzen.

Wir als Studierendenvertretung freuen uns sehr auf die weitere, wie gewohnt konstruktiv-kritische Zusammenarbeit, auf die vielen persönlichen Gespräche, getragen von gegenseitigem Respekt, der gleichen Liebe zu unserer alma mater dresdensis und dem gemeinsamem Wunsch, diese verantwortungsvoll weiterzuentwickeln. Auf uns können Sie dabei zählen, um nicht zu sagen, mit uns müssen Sie rechnen.

 

Lieber Hr. Prof. Müller-Steinhagen

Auf gute Zusammenarbeit!