Wochenendseminare Dialektik 1

Datum: 
Samstag, 30. Oktober 2021 - 10:00 - Sonntag, 31. Oktober 2021 - 17:00
Ort: 
HSZ/0101/U
Veranstaltet von: 
Referat für politische Bildung
 
Im Wintersemester 2021/22 wird es drei Workshopwochenenden zum Thema "Dialektik" mit Franz Heilgendorff geben. Das erste Seminarwochenende findet am 29. und 30. Oktober im Raum HSZ/0101/U statt - Samstag und Sonntag jeweils von 10 bis 17 Uhr:
 
In drei Wochenendseminaren möchten wir gemeinsam erarbeiten, was es eigentlich mit dieser Dialektik auf sich hat. Ist sie eine Methode, die Wirklichkeit zu erkennen? Gar ein alles erklärender ‚Wunderapparat‘? Dialektik, war das nicht das Denken in Widersprüchen? Oder dieser Dreischritt von Thesis, Antithesis und Synthesis? Auf jeden Fall hatte es doch etwas mit Hegel und Marx zu tun. Und eine kritische Theorie der Gesellschaft ist doch ohne sie kaum denkbar. Außerdem ist da auch noch diese Sache, dass sich in dialektischem Denken irgendwie dem Objekt anzuschmiegen, der Bewegung der Sache selbst zu folgen sei….
Es scheint fast so, dass wenn etwas über Dialektik klar ist, nur dieses: Man weiß nicht so richtig, was darunter vorzustellen sei. Dialektik entzieht sich einer Definition, bestenfalls ergibt sich eine vage Vorstellung und damit das Verlangen nach Beispielen. Beispiele können aber keine gegeben werden, heißt es aber zugleich immer wieder, weil undialektisch.
Der Grund ist ebenso einfach wie schwer zu akzeptieren: Wenn etwas über Dialektik gesagt werden kann, dann, dass es die Methode der gedanklichen Wiedergabe einer Sache ist. Und zwar nicht so, dass einfach ein paar allgemeine Merkmale angegeben werden. Das wäre nur eine Reproduktion dessen, was man halt so sagt und denkt über eine Sache. Dialektischem Denken geht es um etwas anderes: Was über die Sache ausgesagt wird, soll nicht einfach ein äußeres Merkmal sein, sondern als die Eigenheiten dieser Sache begriffen werden. Das geht nur, wenn nachvollziehbar wird, warum diese Sache so und nicht anders erscheint. In dieser Art geht die Sache nicht einfach als ein totes Objekt in das Denken über, sondern behält ihre Lebendigkeit. Der Begriff von etwas ist damit die gedankliche Reproduktion der Sache selbst. Ein Beispiel: Dialektik in diesem Sinne ist nicht mehr und nicht weniger, als wenn jemand dich fragt, was deine Person ausmacht und du es dem Anderen in allen Details und Zusammenhängen erklärst. Alle diese Bestimmungen machen dich aus, genauso wie du nur in diesen Bestimmungen existierst.
Diese Problematik führt in den Kern von Dialektik: Sie ist eine Methode des Denkens, diese Methode besteht aber darin, die Struktur der Sache selbst nachzuvollziehen. Glückt die Darstellung, verschwindet darin die Methode, weil die Methode die Darstellung der Sache ist. Dialektik existiert also nur im Begreifen der Sache selbst und kann nicht davon abgetrennt werden. Schlimmer noch: Streng genommen hilft Dialektik nicht einmal dabei, etwas zu begreifen. Denn die Erkenntnis der Zusammenhänge und Eigenheiten hängt von vielerlei Dingen ab - nicht zuletzt von Zufall, spontanen Einfällen des erkennenden Menschen und den historisch-konkreten Bedingungen, unter denen sich die Erkenntnis vollzieht. Diese tiefe Bekanntschaft mit dem Gegenstand vorausgesetzt, ist Dialektik eine Methode der gedanklichen Reproduktion einer Totalität von Bestimmungen, in denen die Sache erscheint.
Jede*r hat bestimmt die Erfahrung gemacht, dass dies außerordentlich schwierig ist. Einen komplexen Sachverhalt darzulegen, gleicht nicht selten einer wildgewordenen Drauflosdenkerei mit vielen Sprüngen. Und so stellt sich die Frage: Wo fängt man an? Wo endet man? Was ist das Ganze? Wie entwickelt man diesen Zusammenhang? Diese Kunst, derart mit Begriffen zu operieren, erfordert viel Anstrengung und wirkliches Denken, welches als Denken ebenfalls eine lange erfahrungsmäßige Geschichte hat. Diese Anstrengung wollen wir in einer angeleiteten Lektüre von Hegel, Marx und der Kritischen Theorie mit euch versuchen. Dabei beginnen wir mit Hegel, um zu verstehen, was Denken eigentlich ist. In einem zweiten Seminar widmen wir uns Marx, um zu verstehen, was die gesellschaftliche Praxis der Menschen ist. Und hierzu kommt in einem dritten Seminar anhand der kritischen Theorie die Frage, was das Denken der gesellschaftlichen Praxis der Menschen ausmacht. Indem wir so drei Sachen in ihrem eigenen inneren Zusammenhang nachvollziehen, sind keine Vorkenntnisse notwendig und es ergeben sich zugleich drei Beispiele dialektischen Denkens – im Idealfall also eine Idee, was Dialektik ist.
 
Die weiteren Seminarwochenenden sollen Ende Januar und Anfang Februar stattfinden, die Termine werden wir hier notieren, sobald sie feststehen.
Schreibt uns bitte (pob[at]stura.tu-dresden.de), insofern ihr gern teilnehmen möchtet, ob ihr ein digitales Endgerät mitbringen werdet, über welches ihr die Texte lesen könnt, damit wir nicht unnötig viel Papier bedrucken.
Es wird ein entsprechendes Hygienekonzept geben, welches in jedem Fall die 3G-Regelung vorsieht, wobie wir angehalten sind dies zu notieren und eure Kontaktdaten zu erfassen.