Architektur als Propaganda Pariser Weltausstellung von 1937

Datum: 
Dienstag, 19. Juni 2012 - 18:00
Ort: 
Wir AG Dresden
Veranstaltet von: 
Rosa-Luxemburg-Stiftung Dresden
Diskussion / Vortrag
19.06.2012 | 18:00 Uhr
"Wir AG", Dresden
Mit Anja Eichhorn, Kunsthistorikerin, Dresden

Architektur als Propaganda

Pariser Weltausstellung von 1937

Paris 1937. Am Vorabend des zweiten Weltkrieges öffneten sich in Paris die Tore zur bis dato letzten Weltausstellung auf französischem Boden. Die Geschichte der Weltausstellungen begann 1851 mit dem „Crystal Palace“ in London. Die als internationale Gewerbemessen konzipierten Welt- Ausstellungen avancierten bald zu spektakulären Events, bei denen neben der Präsentation des technischen und kulturellen Fortschritts vornehmlich die nationale Repräsentation der einzelnen Staaten in den Vordergrund geriet. Im Zuge des Imperialismus und dem Siegeszug des Faschismus zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde aus dem einstigen Bestreben, die  „Völker unter einem Dach“ zu vereinen, eine plakative, selbstverherrlichende Propagandaschau, bei der vor allem die beiden antagonistischen Staaten Deutschland und die UdSSR die Gelegenheit nutzten, um ihrem Geltungsdrang auch international Ausdruck zu verleihen. Im Gegensatz zu den großen Errungenschaften vergangener Ausstellungen, wie dem Pariser Eifelturm oder dem Barcelona Pavillon von 1929, avancierte Paris 1937 unlängst zum politischen Vexierbild. Dabei wurde speziell die Ausstellungsarchitektur in Form des nationalen Pavillons zum Träger nationalistischer Ideologien und propagandistischer Selbstverherrlichung.

Der Vortrag beschäftigt sich dabei sowohl mit den Beiträgen aus Deutschland, UdSSR und Italien, wie auch speziell mit dem Beitrag Spaniens. Seit 1936 befand sich die Republik in einem blutigen Bürgerkrieg gegen das von Hitler unterstütze Regime General Francos. Umso erstaunlicher erscheint dann die Teilnahme an eine Ausstellung, bei der sich die junge Republik unmittelbar mit seinem politischen Gegner konfrontiert sah. Dennoch oder gerade deshalb gelingt es Spanien, einen Ausstellungsbeitrag zu formulieren, der nicht nur in seiner Architektursprache, sondern auch durch seine modernen und künstlerisch hochwertigen Ausstellungsinhalte besticht. Neben erschütternden Reportagen kündete vor allem Pablo Picassos „Guernica“ von den Schrecken des Bürgerkrieges und den Verbrechen der Faschisten. So wurde der spanische Pavillon von 1937 letztlich zum bildgewordenen Aufschrei, zu einem Appell an die Weltöffentlichkeit und zur steingewordenen Warnung vor dem drohenden Faschismus.

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