Referat Politische Bildung

Ringvorlesung: Schön sei das Wahre und das Schöne war. Ästhetik und Kritik in der gesellschaftlichen Totalität

Beginn: 05.04.2023

Ästhetik wird gemeinhin als das Schöne verstanden, meint jedoch grundsätzlich die Lehre von der sinnlichen Wahrnehmung, der Sinnlichkeit überhaupt. Das Ästhetische wiederum verweist “im weitesten Sinne auf die sinnliche Erscheinung” (W.F. Haug) selbst. Das Schöne und das Hässliche, das Angenehme und das Unangenehme sind folglich ebenfalls ästhetische Kategorien. Dass diese Dinge nichts mit Gesellschaft und Politik zu tun haben, ist ein verbreiteter Trugschluss.
Ob in der Stadtplanung und Architektur die vermeintlich lebenswerte, schöne Stadt entworfen wird, oder uns in den Regalen von Supermärkten Verpackungen allein durch ihr Aussehen dazu verführen sollen, angepriesene Waren zu kaufen – unsere Sinne werden ständig affiziert. Die harmonisch aneinandergereihten Beats lassen die Menschen tanzen und die "richtige" Dramaturgie von Filmen lässt sie weinen – offenbar ist die sinnliche Wahrnehmung beinah überall, insbesondere jenseits des unmittelbaren Nutzens, von großer Bedeutung.
Und während in unserer Alltagswelt die Dinge so designt werden, dass sie zwischen Versprechen und Massenbetrug pendeln, soll Kunst aus den Museen ausbrechen. Ihr wird aufgetragen – zum Beispiel durch mitunter obskur anmutende Performances mit politischem Anstrich – endlich gesellschaftliche Relevanz zu erlangen. Das geht soweit, dass sie von bloßer Politik kaum zu unterscheiden ist, bedient sich letztere doch selbst zunehmend ästhetischer Praktiken.
Angesichts der “Jagd” nach den Sinnen der Massen, selbst bis in die kleinsten kulturellen Nischen hinein, muss gefragt werden, welcher Zusammenhang zwischen Erkenntnis und Sinnlichkeit besteht. Möglich werden kann das, indem der negativ im Spannungsfeld von Begriff und Sache der Ästhetik liegenden Wahrheit durch Kritik nachgegangen wird. Heute ist die reale, ebenso wie die virtuelle, Umwelt, in großen Teilen von der Warenästhetik gezeichnet, während Kunst und Kultur von Popstars dominiert werden. Es gilt deshalb, sich dem Problemfeld zwischen Wahrheitsmoment von Kunst und Werk in aktuellen ästhetischen Erscheinungen und deren Ideologie zu stellen. Womöglich lässt sich das Sinnliche theoretisch noch fassen, indem man fragt: Warum werden in dieser Gesellschaft den Dingen genau die uns erscheinenden ästhetischen Formen gegeben? So könnte man vielleicht auch negativ der Frage näher kommen, die schon Aristoteles stellte: Warum wird das schöne, gute und wahre Leben nicht verwirklicht?
Eine Annäherung an diese und weitere Fragen wird das Ziel unserer Ringvorlesung sein, welche gesellschaftskritische Aspekte von Ästhetik versammelt.

Die Ringvorlesung beginnt am 05. April 2023 und wird immer mittwochs, 19:00 Uhr im objekt klein a stattfinden. Es wird die Möglichkeit geben, im Rahmen des Studium Generale verschiedene Scheine zu bekommen.

 

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Der Antisemitismus des iranischen Regimes. Das Herrschaftssystem der „Islamischen Republik“ und der Hass auf Israel.

Mit Stephan Grigat

Dienstag, 14. März

19:30 Uhr

TU Dresden, POT/112/H, Hettnerstr. 1

Der Vortrag wird die Geschichte des Antisemitismus im Iran vor dem Hintergrund einer Analyse des Herrschaftssystems der islamistischen Theokratie nachzeichnen und die Bedeutung der antisemitischen Ideologie für die iranische Außen- und Innenpolitik skizzieren. Davon Ausgehend soll die Bedrohung Israels und das iranische Atomprogramm im Zusammenhang mit den Modifikationen im iranischen Herrschaftsapparat in den letzten Jahrzehnten diskutiert werden, um abschließend zu fragen, welche Bedeutung aktuelle Machtverschiebungen im Iran und in der Region bei der Beurteilung des Bedrohungspotentials des Ajatollah-Regimes zukommt.

Stephan Grigat ist Professor für Theorien und Kritik des Antisemitismus am Centrum für Antisemitismus- und Rassismusstudien der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen in Aachen. Er ist Research Fellow an der Universität Haifa und am London Center for the Study of Contemporary Antisemitism.

Der Vortrag ist Teil der Veranstaltungsreihe "Auseinandersetzungen zur Gegenwart des Antisemitismus", die von einigen Dresdner Gruppen in Kooperation organisiert wird.

 

 

Tagesseminar: Psychoanalyse und Gesellschaftskritik

mit Christine Kirchhoff
Samstag, 18. März
11:00 bis 18:30
TU Dresden, BAR/I88/U

Anmeldung unter: pob@stura.tu-dresden.de

Weil die Psychoanalyse innerhalb der Kritischen Theorie bis heute wichtige Begriffe und damit Erklärungen liefert - bspw. in Bezug auf Autoritarismus, Verschwörungsideologie oder Männlichkeit - möchten wir uns einen Tag lang mit euch mit dem Zusammenhang von Gesellschaftskritik und Psychoanalyse auseinandersetzen. Unter anderem werden wir erörtern, weshalb psychoanalytische Kategorien für die Kritische Theorie notwendig sind und darüber diskutieren, inwiefern aus der Psychoanalyse stammende Begriffe wichtig für die Analyse des Antisemitismus sind.

Wenn ihr teilnehmen möchtet, meldet euch bitte unter pob@stura.tu-dresden.de an. Wir werden euch dann den Reader und weitere Informationen zukommen lassen. Für ein Mittagessen ist zudem gesorgt. Wir haben jedoch nicht endlos viel Essen - eine frühe Anmeldung lohnt sich also.
Ein vollständiger Ankündigungstext folgt in Kürze.

Das Referat Politische Bildung freut sich, euch zu einem Vortrag mit anschließender Diskussion einladen zu dürfen. Ein, kürzlich auch in deutschsprachigen queerfeministischen Kreisen durch Autor:innen wie Heinz-Jürgen Voß bekannt gewordenes Konzept, soll darin einer Kritik unterzogen werden.

Homonationalismus - Kritische Analyse oder Homophobie für den gehobenen Bedarf?

Vortrag von Till Randolf Amelung
Donnerstag, 23.02.23
19:00 Uhr
TU Dresden, GER/37/H, Bergstr. 53


„Homonationalismus“ hat  als Begriff seit seiner Premiere im Jahr 2007 auch in Deutschland Eingang gefunden in die Felder der Geistes- und Sozialwissenschaften, in denen man sich mit Queer Theory, Gender Studies, LGBTIQ, Intersektionalität und Ähnlichem beschäftigt. Dieser Begriff, der auf die US-amerikanische Queertheoretikerin Jasbir Puar zurückgeht, transportiert die These, dass westliche Nationalstaaten LGBT-Rechte ausschließlich zu rassistischen und nationalistischen Zwecken instrumentalisieren.  Im Vortrag  soll erörtert werden, warum der Begriff weniger für eine kritische Analyse, als vielmehr für Schwulenfeindlichkeit für den gehobenen Bedarf steht. Es wird dabei aber nicht nur eine falsche Dichotomie zwischen LGBT-Rechten und Rassismus aufgemacht, sondern auch Antisemitismus und Romantisierung von Islamismus, ebenfalls für den gehobenen Bedarf, produziert. Dies hat konkrete Folgen gerade auch für migrantische LGBT-Personen, die erleben, wie ein vermeintlich progressives Milieu sich konkreten Verfolgungserfahrungen gegenüber ignorant verhält, die entsprechenden Individuen gar im Stich lässt.
 

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Materialistischer Feminismus – Ein Einblick

Vortrag von Alexandra Colligs
Dienstag, 21.02.23
19:00 Uhr
TU Dresden, POT/112/H, Hettnerstr. 1/3

Heidi Hartmann prägte 1981 den Satz, dass Marxismus und Feminismus sich in einer „unglücklichen Ehe“ befänden. Marxistische Gesellschaftskritik, so die Implikation, thematisiert „die Frauenfrage“ oftmals als sogenannten Nebenwiderspruch, der sich nach der Befreiung von den herrschenden Produktionsverhältnissen von selbst erledigt. Das Patriarchat wird hierbei fälschlicherweise als koextensiv mit kapitalistischen Verhältnissen gesetzt. Umgekehrt räumen einige feministische Gesellschaftsanalysen Klassenverhältnissen keine systematische Bedeutung ein und reproduzieren die Vorstellung, Gleichheit ließe sich auf Leistungsprinzipien reduzieren. Hierbei wird etwa ignoriert, dass Diversifizierung nicht gleichbedeutend damit ist, Geschlechter- und auch soziale Ungleichheit aufzuheben. Materialistische Feminismen haben sich angesichts dieser Problemstellungen der Aufgabe verschrieben, eine Verbindung zwischen materialistischer Gesellschaftstheorie und Feminismus herzustellen. Der gemeinsame Einsatzpunkt ist es, Klassenverhältnisse und Geschlechterverhältnisse zusammen zu denken.
Im Vortrag wird es vor diesem Hintergrund darum gehen, wie ökonomische Kategorien wie Arbeit, Privateigentum, Produktion und Reproduktion zur Konstruktion und zur funktionalen Bestimmung des weiblichen Körpers und zur Identität „als Frau“ innerhalb einer kapitalistischen Gesellschaftsordnung in Bezug gesetzt werden können.

 

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Anerkennung der Sitzscheine:

Liebe Zuhörer:innen der Ringvorlesung zur Identität. Wenn ihr flesig Unterschriften für einen Sitzschein gesammelt habt, reicht den Bitte bis zum 1.9. bei uns in der Stura Baracke ein. Wir stellen euch dann den Sitzschein aus.

 

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Archive

Hier findet ihr alle noch erhaltenen Aufnahmen der Veranstaltungen, die in den letzten Jahren vom Referat für Politische Bildung organisiert wurden. Die Bibliothekt wird stetig aktualisiert.

Infos bzgl. aktueller Veranstaltungen findet ihr unter dem Reiter "Veranstaltungen PoB" (rechts)

 

Über das Referat Politische Bildung:

Wir wollen Studierende motivieren, am gesellschaftspolitischen Leben - theoretisch wie praktisch - teilzunehmen und sich aktiv einzubringen. Sie sollen die notwendige Sensibilität entwickeln um herrschende gesellschaftliche Zustände kritisch zu hinterfragen und gesellschaftliche Debatten fundiert mitzubestimmen. Hierfür ist es unabdingbar, die in solchen Debatten immer schon vorhandenen und verwendeten Begriffe bezüglich ihres gesellschaftlichen Gehalts aufzuklären. Wo kommen die Begriffe historisch her, mit denen aktuelle gesellschaftliche Ereignisse gedacht werden? Treffen diese das gedachte Ereignis überhaupt noch und falls nicht, was hat sich verändert? Nur indem die vorausgesetzten Begriffe, die zur Erklärung gesellschaftlicher Ereignisse dienen sollen, aufgeklärt werden, können gesellschaftliche Ereignisse begriffen werden.

Insofern versteht das Referat für politische Bildung die Universität nicht als bloßen Ort des Wissenskonsums, als eine Meinungsfabrik, sondern als einen Raum der aktiven Auseinandersetzung mit dem eigenen Denken und dem Denken der Gesellschaft.

Einen solchen Raum möchte das Referat für politische Bildung schaffen - und zwar gemeinsam mit den Studierenden. Habt ihr also Lust dies mit uns zu tun, dann kommt bei unseren Veranstaltungen vorbei, bringt euch aktiv ein und macht am besten gleich bei uns mit.

Beste Grüße,

euer Referat für Politische Bildung

 

   
Kontakt: pob[at]stura.tu-dresden.de
Sprechzeit: mit Voranmeldung
Mitglieder:
  • Cornelia B.
  • Pauline B.
  • Joel F.
  • Natalia F.
  • David L.
  • Max M.
  • Anna-Lena S.
  • Tim S.
  • Tom T.
  • Paula K.
Aufgaben:

Die Politische Bildung der Studierenden ist die Aufgabe des Referats Politische Bildung. Das bedeutet, Toleranz, Emanzipation und Kritikfähigkeit zu vermitteln und zu stärken und so demokratische Spielregeln bei den Studierenden zu verankern. Verständnis für politische Sachverhalte soll gefördert, und so das demokratische Bewusstsein gefestigt und die Bereitschaft zur politischen Mitarbeit gestärkt werden. Insbesondere zählt zu den Aufgaben des Referats Politische Bildung:

  • Organisation und Durchführung von geeigneten Veranstaltungen (z.B. Seminare, Podiumsdiskussionen),
  • Förderung der demokratischen Fähigkeiten der Studierenden - insbesondere der studentischen Gremienmitglieder - an der TU (z.B. Sensibilisierung für hierachische Strukturen in Diskussionen),
  • Regelmäßige Zuarbeit zu den Medien des StuRa (Internetseite und Newsletter) im Sinne der politischen Bildung und
  • Aufklärung der Student/inn/en über politische Gruppierungen an der Universität

Aus diesen Aufgaben ergbit sich die Notwendigkeit der engen Zusammenarbeit mit dem Referat für Öffentlichkeitsarbeit.